Invokavit – dem Bösen ein Ende!

In diesen Tagen kann ich die Worte der Bibel nicht anders lesen als in Bezug auf das aktuelle Geschehen. Und wie auch sonst? Wenn sie dazu nichts hilfreiches zu sagen haben, kann ich auch woanders nach Trost, Orientierung und Hoffnung suchen.

Der Wochenvers dieser Woche hat mich aber arg irritiert: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“

Wir erleben gerade die Aggression einer Großmacht, die ein Gewaltpotential eröffnet, wie es die Welt seit zwei Generationen nicht mehr gesehen hat. Und Gott fällt nichts besseres ein, als mit Gewalt zu antworten? Da stimmt doch was nicht.

Wie immer, wenn mich eine Bibelstelle irritiert, sehe ich mir den Urtext an, in diesem Fall das griechische Neue Testament. Und siehe da: Das Wort, das Luther mit „zerstören“ übersetzt, heißt eigentlich „lösen, von Fesseln befreien“, dann auch „auflösen“ und in diesem Sinne „vernichten“. Es hat jedenfalls nichts Gewaltsames an sich. In diesem Bild schwingt eher das Gegenteil mit: Menschen werden aus der Gefangenschaft befreit; Kranke werden von ihrer Krankheit er-löst.

Gott begegnet dem, was Leben zerstören will, nicht auf dessen Ebene. Er lässt sich nicht auf die Logik von Gewalt und Gegengewalt ein, die oft nur in eine Gewaltspirale führt, die im völligen Kollaps endet. Stattdessen eröffnet er Räume, in die hinein sich das Böse totläuft. Das hat ihn das Leben gekostet, aber es war der einzige Weg, dem Bösen ein Ende zu bereiten.

Nein, das ist keine politische Handlungsanweisung. Es ist eine Wahrheit, die jenseits der Logik dieser Welt gilt. Wie jeder einzelne das in den Verstrickungen dieser Welt umsetzt, kann ganz unterschiedlich aussehen. Gemessen werden wir alle letztlich am Standard der Liebe. Darum brauchen wir nicht „Recht zu haben“. Es reicht, zu wissen, dass Jesus Christus den Tod besiegt hat und aus dieser Hoffnung heraus zu lieben – jeder und jede, wie es ihm und ihr gegeben ist.

Btw: Die einzige Übersetzung, die das griechische „lösen“ hier ernst nimmt, ist Fridolin Stier. Falls du noch eine kennst, lass es mich gerne wissen.

1. Joh 3,8b

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: