
Der Abend vor dem großen Feiertag. Du setzt dich an den gedeckten Tisch, um dich herum deine Lieblingsmenschen. Und du weißt: Dies ist die letzte Mahlzeit, die du mit ihnen haben wirst. Sie wissen nichts davon. Nichts davon, dass du in den nächsten 24 Stunden grausam zu Tode gefoltert werden wirst. Was wirst du tun? Wie wirst du dich verabschieden? Welchen letzten Eindruck willst du deinen Lieblingsmenschen hinterlassen? Wie sollen sie dich in Erinnerung behalten? Als erfolgreichen Macher? Als kreativen Kopf? Als einfühlsamen Begleiter? Und wie könntest du das ausdrücken?
Jesus wäscht seinen Lieblingsmenschen die Füße. Er dient ihnen auf der niedrigsten Stufe, die damals vorstellbar war. Freiwillig verrichtete er den niedrigsten Sklavendienst, damit sie ihn als den im Gedächtnis behalten, der sie bis an die Grenzen des Menschenmöglichen liebt. Damit sie nie vergessen, was er längst mit hundertprozentiger Sicherheit weiß: Dass er von Gott gekommen war und wieder zu ihm zurückkehren würde – und mit ihm auch seine Lieblingsmenschen. Damit sie nie vergessen, wie sehr er sie liebt – und mit ihm der Vater. Und damit sie nie vergessen, welches neue Gebot er ihnen gibt, das eine Gebot, das alle anderen einschließt: „dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.“
Jesus wusste, wer er war, und dass niemand ihm seine Integrität und Würde rauben konnte, denn sie waren ihm von Gott verliehen. Genauso ermutigt er seine Follower: Weil ihr an meiner Würde und meinem Wesen teilhabt, werdet ihr nichts davon verlieren, wenn ihr euch im freiwilligen Dienst der Liebe scheinbar erniedrigt. Vielmehr wird euch euer Dienst aneinander und an euren Mitmenschen eine Ehre verleihen, die euch direkt von Gott zugesprochen wird. Habt keine Angst, anderen freiwillig und selbstbestimmt zu dienen, denn darin erfüllt ihr den tiefsten Willen Gottes.
Diesen Weg ging Jesus während der nächsten 24 Stunden konsequent bis ans Ende. Und darüber hinaus. Aber das ist eine andere Geschichte.
Johannes 13, 1-34
#Kirchenjahr #gründonnerstag #Ostern #Jesus #digitaleKirche #fußwaschung
#glaube #liebe