Rogate – wenn Jesus keine Nutellabrote verspricht

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet!

So bezeugt es der Dichter von Psalm 66, und viele werden in sein dankbares Bekenntnis mit einstimmen: „Gott hat mich erhört und gemerkt auf mein Flehen.“

Viele werden einstimmen können – aber nicht alle. Viele ernsthafte, ja verzweifelte Bitten sind nicht erhört worden. Was haben diese betenden Menschen, die Vertrauen riskiert haben und manchmal bitter enttäuscht wurden, bloß falsch gemacht? Zumal Jesus vollmundig verspricht: „Wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet.“ Was mag falsch gelaufen sein, wenn die Bittende das Gefühl hat, statt dem erbetenen Fisch eine Schlange und statt dem Ei einen Skorpion bekommen zu haben. Es gibt Zeiten, da scheint Gott einfach nicht zu seinen Versprechen zu stehen.

Ich glaube nicht, dass sich hier eine allumfassende Antwort finden lässt. Im letzten geht Gottes Handeln immer weit über alles hinaus, was wir erfassen und logisch einordnen können. Aber es scheint mir auch möglich, hier und da ein wenig mehr zu begreifen, wie Gott tickt. Vielleicht auch mal durch einen Perspektivwechsel:

Wer nicht bittet, empfängt nicht.
Wer nichts sucht, wird auch nichts finden. Gar nichts.

Mir scheint, es geht Jesus darum, Gott als Schöpfer und Versorger seiner Geschöpfe ernst zu nehmen, indem wir ganz offensiv von ihm erwarten, was er verspricht: die Seinen zu versorgen. Wie ein Kind von den Eltern erwartet, dass sie es versorgen. Vielleicht müssen sie ihm sagen: „Einen Fisch habe ich nicht, aber ich habe ein Nutellabrot.“ Vielleicht aber auch nur einen Schluck abgestandenes Wasser, bis zur nächsten Berghütte. Aber sie werden ihm sicher keinen Skorpion geben, selbst wenn es dort ganz viele gäbe.

Bitten heißt Vertrauen riskieren. Manchmal wird dieses Vertrauen enttäuscht, aber Gott verspricht: Wenn du mich um einen Fisch bittest, werde ich dir keine Schlange geben. Wage es, mich zu bitten und ich werde dir Gutes geben. Vielleicht nicht immer ein Nutellabrot, aber meine Treue und meine Solidarität sind dir sicher. Auch und vor allem in den Mangelzeiten deines Lebens. Und eines Tages wird der Himmel voller Nutellabrote sein.

Lukas 11,1-13

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: