
Ein leeres Grab. Da, wo ein Toter liegen sollte, sind nur die Tücher zurückgeblieben, in die man ihn eilig gehüllt hatte, bevor der heilige Feiertag anbrach. Nun wollen die Trauernden den Leichnam endlich angemessen bestatten – da ist er verschwunden. Osterfreude? Eher wohl Schrecken, Verwirrung, vielleicht sogar ein bisschen Grusel. Tote, die nicht im Grab bleiben wollen, haben etwas Unheimliches. Irgendwer treibt hier ein faules Spiel. Grabräuber, politische Intriganten, missgünstige Gegner. Dass da ein paar hysterische Frauen Wahnbilder haben – kein Wunder!
Vorgestern hatte er sich von ihnen verabschiedet. Hatte ihnen ein Erbe hinterlassen, saubere Füße und ein Gedächtnismahl. Erst langsam beginnen sie zu begreifen, was an diesem Abend geschehen war. Dass er genau wusste, was auf ihn zukommt. Dass er sie darauf vorbereiten, schon im Vorfeld über den kommenden Verlust trösten, ihnen hilfreiche Anweisungen geben wollte, die sie durch diese dunkle Zeit retten sollten: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe! Und jetzt die nächste unheimliche Überraschung: Das Grab ist leer!
Einer wagt vorsichtig, sich laut zu erinnern. Hatte er nicht selbst gesagt, dass er am dritten Tage auferstehen würde?
Die anderen schütteln die Köpfe. Abschätzig, verächtlich, resigniert Das kann man doch nicht so wörtlich nehmen. Sei doch nicht so naiv. Viel zu schön um wahr zu sein.
Die Frauen zittern und schweigen. Die Männer rennen hin und her und diskutieren. Das Grab bleibt leer.
Markus 16,1-8
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